Da es auch in der nahen Zukunft keine Aussicht darauf gibt, dass wir aufgrund der Corona Pandemie wieder reisen können, wie wir das gewohnt waren, möchte ich heute meine Begeisterung für das Tauchen im kalten Wasser mit Euch teilen.
Zugegeben, es fällt schwer bei dem Mistwetter, die bequeme Couch und das warme Haus zu verlassen, aber es gibt einige Aspekte, die uns das Tauchen im nahen See oder Fluss schmackhaft machen können.
Zunächst ist es gesund. Und ich meine nicht gesund auf die Art, wie es die Marinetaucher propagieren „Was uns nicht umbringt, macht uns hart“. Ich meine wirklich Gesundheit. Sport insgesamt hält unser Herz-Kreislaufsystem am Laufen und verbessert unseren Blutdruck. Außerdem nimmt die Anzahl Lymphozyten zu, welche Krankheitserreger bekämpfen. Das ist noch kein Grund dafür, das Ganze im kalten Wasser zu tun. Aber der Wasserdoktor Sebastian Kneipp hat vor fast 200 Jahren schon herausgefunden, dass kaltes Wasser die Gesundheit fördert. Dabei sprach er schon damals davon, dass die Zivilisation negativen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Die Bewegungsarmut, das zunehmende Aufhalten in zu warmen Räumlichkeiten im Beruf und Privatleben, würden zu Verweichlichung und Krankheiten führen. 2021 wäre Sebastian Kneipp 200 Jahre alt geworden und seine Thesen sind heute mehrfach wissenschaftlich belegt. Trotzdem gilt in der Kneipp Therapie, dass der zu behandelnde nicht friert. Kaltes Wasser soll nur auf einen warmen Körper einwirken und stoppen, sobald der Patient friert.
Um sich selbst vor Unterkühlung zu schützen sollte man ohne Kälteschutz nur sehr kurz ins kalte Wasser eintauchen. Möchte man einen längeren Ausflug wagen, ist ein Neoprenanzug empfohlen. Als Weltrekordtaucher unter Eis habe ich einige Ideen zusammengefasst, wie man im kalten Wasser am besten klar kommt:
Kalt ist relativ und manche Menschen frieren bereits bei 20 Grad Celsius Wassertemperatur, während andere sich in 12 Grad kaltem Wasser noch pudelwohl fühlen. SSI definiert Kaltwasser mit 12 Grad während dem kältesten Teil des Tauchgangs, der meistens in der Tiefe liegt. In richtig kaltem Wasser von 4-8 Grad braucht man in jedem Fall den richtigen Tauchanzug. Bisher habe ich alle meine Tauchgänge in kaltem Wasser mit meinem 5mm Apnea Instinct Anzug gemacht. Das hat sehr gut funktioniert. Heute habe ich den Polygon mit 8 mm Jacket und 6,5mm Hose. Ein absoluter Kaltwasser Anzug mit dem ich erheblich länger im zuletzt 5 Grad kalten See warm geblieben bin. Die Haube schließt dabei den Kopf vollständiger ein, so dass die – in meinem Fall – kälteempfindliche Stirn warm bleibt. Man muss nur darauf achten, das Maskensilikon unter der Haube zu platzieren.
Einen Riesenunterschied machen für mich die 5mm Handschuhe und Socken. Das ist gefühlt sehr viel wärmer als die 3mm Versionen. Gerade die Extremitäten sind aufgrund des Tauchreflexes und des Bloodshifts zu den lebenswichtigen Organen immer etwas unterversorgt und damit recht schnell kalt. Wahrscheinlich wären Dreifingerhandschuhe noch wärmer, aber ich fühle mich damit nicht ganz so wohl und weiß nicht ob ich im Falle eines Verfangens der Lanyard dieses so einfach lösen könnte.
Aber warum sollte man abgesehen von der Gesundheit ins kalte Wasser springen? Naja, wie bereits erwähnt, nachdem das Reisen nicht möglich ist, macht es Sinn sich an die Gegebenheiten Deiner Umgebung zu gewöhnen. Natürlich ist ein Tauchgang in einem Korallenriff sehr viel bunter, aber es gibt auch in unseren Gewässern tolle Pflanzen und Tiere zu entdecken. Aus Gründen der Fitness spricht einiges dafür keine richtige Winterpause zu machen. So fängt man im Frühjahr nicht wieder flach an, sondern ist immer noch im Training und kann sich mit zunehmenden Temperaturen, direkt steigern bzw. tiefer tauchen. Geht man das ganze Jahr hindurch tauchen, gewöhnt man sich automatisch an die Kälte, weil das Wasser jede Woche nur wenig abkühlt. Und natürlich fühlst Du Dich besser. Vielleicht musst Du Dich gelegentlich selbst motivieren, aber wenn Du die Session hinter Dir hast, bist Du entspannt und ausgeglichen und schläfst wie ein Baby.
Meine letzte Empfehlung für das kalte Wasser lautet: Lass es langsam angehen. Sogar mit einem dafür prädestinierten Kaltwasseranzug wie dem Polygon ist es im kalten Wasser wahrscheinlicher als im warmen Wasser einen Lungensqueeze zu bekommen. Das liegt daran, dass die Lunge bei Kälte nicht ganz so flexibel ist und wir nicht so viele Warmup Tauchgänge machen können, um den Bloodshift in Gang zu setzen, weil man sonst friert. Daher gilt vor allem im kalten Wasser, dass man innerhalb seiner Limits tauchen sollte um den eigenen Körper nicht zu überfordern.
Also genießt die Kälte und bleibt Gesund!
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